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Kapitel 7

An der Kas­se des La­dens stand ich in der War­te­schlan­ge und dach­te dar­über nach, ob mei­ne Kar­te wirk­lich funk­tio­nie­ren wür­de. Ich muss­te es ein­fach pro­bie­ren. Kurz ge­sagt lief al­les glatt als ich da­mit be­zahl­te. Nun hat­te ich al­so ein Bett ge­kauft, was noch am sel­ben Tag in mei­ner Woh­nung ste­hen wür­de. Ich brauch­te nicht zu schlep­pen und auch nicht dar­über nach­den­ken, wie man einen Bau­satz zu­sam­men­steckt. Nach­dem ich be­zahlt hat­te, muss­te ich mit mei­nem Auf­trags­zet­tel zur Wa­ren­aus­ga­be. Der La­ger­ar­bei­ter dort nahm mei­nen Zet­tel fröh­lich lä­chelnd ent­ge­gen. Nach ei­nem kur­z­en prü­fen­den Blick schick­te er zwei sei­ner Kol­le­gen ins La­ger. We­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter ka­men sie mit ei­nem rie­si­gen Kar­ton in den Hän­den zu­rück. Zum Glück muss­te ich das Teil nicht tra­gen. Ich wä­re dar­un­ter zu­sam­men­ge­bro­chen.

Die bei­den wuch­te­ten die Ver­pa­ckung in einen dun­kel­grü­nen Trans­por­ter mit großen Rost­fle­cken. Wäh­rend ich mich wun­der­te, dass die­ses Ve­hi­kel über­haupt noch fahr­tüch­tig war, hol­ten sie noch wei­te­re zwei Pa­ke­te aus dem La­ger. Ei­ner da­von setz­te sich dann ans Steu­er. Der an­de­re be­sorg­te noch die pas­sen­de in ei­ner Plas­tik­ver­pa­ckung auf­ge­roll­te Ma­trat­ze und warf die Klap­pe zu. Der La­ger­ar­bei­ter er­klär­te mir ich müss­te vor­fah­ren da­mit sie mir fol­gen konn­ten. Klang auch lo­gisch, denn das mit den Adres­sen in Sint Maar­ten ist ein völ­lig un­mög­li­ches Un­ter­fan­gen. Ei­ne Adres­se auf der In­sel zu fin­den war nicht drin. Es gab zwar Stra­ßen­na­men, aber die gab es auch ger­ne mal öf­ter. Haus­num­mern wa­ren op­tio­nal und eher ex­trem sel­ten zu se­hen.

Ich setz­te mich in mein Au­to und fuhr mit den Au­gen im Rück­spie­gel zu mei­ner Woh­nung. Um die bei­den in ih­rer Rost­lau­be nicht zu über­for­dern, fuhr ich eher lang­sam. Al­so für mei­ne Ver­hält­nis­se lang­sam. Mein klei­ner Gas­fuß hat ei­ne un­glaub­li­che An­zie­hungs­kraft und will das Pe­dal stän­dig ganz nach un­ten drücken. Die letz­ten zwei Sei­ten­stra­ßen zu mei­ner Woh­nung wa­ren so gut wie kaum be­fah­ren, was mir die Mög­lich­keit gab mal rich­tig auf die Tu­be zu drücken. Die Rost­lau­be hin­ter mir blieb aber dicht an mir dran. Schein­bar hät­te ich doch nicht so schlei­chen brau­chen. Ich ließ mein Ge­fährt am Stra­ßen­rand ste­hen und über­ließ dem Trans­por­ter mei­nen Park­platz. Sie muss­ten ja das schwe­re Zeug auch in die Woh­nung brin­gen und ich woll­te sie nicht un­be­dingt wei­ter ja­gen als not­wen­dig. Im­mer­hin war es warm ge­nug in mei­nen Au­gen.

Der Bei­fah­rer hüpf­te auf die Stra­ße und wies den Fah­rer ein. In der Zwi­schen­zeit hat­te ich be­reits die Tür zu mei­ner Woh­nung auf­ge­sperrt. Die bei­den ka­men zu mir und woll­ten wis­sen, wo sie das Bett denn auf­stel­len soll­ten. Ich zeig­te ih­nen den Platz den ich mir aus­ge­sucht hat­te. Bis auf den Klei­der­schrank war der Raum kom­plett leer, al­so hat­ten sie ge­nug Platz für ih­re Ar­beit. Wäh­rend sie nach drau­ßen un­ter­wegs wa­ren, um die Pa­ke­te in mein Do­mi­zil zu tra­gen, stell­te ich ih­nen ge­kühl­tes Mi­ne­ral­was­ser und einen Frucht­saft be­reit. Zum Glück war das al­les nicht so eng ge­baut. Das Pa­ket war schon sehr groß, was sie in mein Schlaf­zim­mer bug­sie­ren muss­ten.

Nach­dem sie al­les in dem Zim­mer hat­ten und an­fin­gen aus­zu­pa­cken wur­de mir ganz an­ders. Ich hät­te ver­mut­lich drei Jah­re be­nö­tigt und 50 Schrau­ben üb­rig be­hal­ten bis das Bett end­lich stand. Hät­te man mir vor­her ge­sagt wie vie­le Ein­zel­tei­le das sind wä­re ich vor La­chen am Bo­den ge­le­gen. Das gan­ze Bett war ein ein­zel­nes 3-D Puzz­le. Auch aus der An­lei­tung, die für die bei­den sinn­los war, wur­de ich nicht schlau. Die Zeich­nun­gen dar­auf sa­hen für mich wie ei­ne falsch be­druck­te Land­kar­te aus. Wäh­rend ich noch ver­such­te dar­aus ein biss­chen was her­aus­zu­le­sen ent­stand vor mir be­reits der gro­be Um­riss.

Zu­sam­men brauch­ten die bei­den we­ni­ger als ei­ne Stun­de bis das Bett fix und fer­tig in mei­nem Schlaf­zim­mer stand. So­gar den Ver­pa­ckungs­müll nah­men sie wie­der mit nach drau­ßen. Als sie gin­gen, drück­te ich je­dem noch fünf Dol­lar in die Hand. Glück­lich und zu­frie­den blick­te ich auf mein neu­es Mö­bel­stück, bis mir auf­fiel, dass ich gar kein Bett­zeug be­sorgt hat­te. Die Uhr ver­riet mir, dass mir noch ge­nug Zeit blieb wel­ches zu be­sor­gen. Ich mach­te mich al­so wie­der auf den Weg, um zu­min­dest mal zwei Satz Be­zü­ge zu er­wer­ben, ein Kis­sen und ei­ne Som­mer­de­cke.

Die Prei­se für die Tex­ti­li­en im Ein­rich­tungs­haus wa­ren fast nichts. Ich konn­te mir al­so deut­lich mehr als zwei Sät­ze leis­ten. Nach mei­nem Ein­kaufs­rausch ver­ließ ich mit ins­ge­samt sechs ver­schie­de­nen Be­zü­gen, vier Kis­sen und zwei De­cken den La­den und fuhr wie­der nach Hau­se. Den Rest des Ta­ges ver­brach­te ich da­mit mich in mei­ner Woh­nung ge­müt­lich ein­zu­rich­ten. Ge­schla­fen ha­be ich die Nacht in dem neu­en Bett so gut wie gar nicht. Ir­gen­det­was ir­ri­tier­te mich die gan­ze Zeit. Wie ge­rä­dert stand ich am nächs­ten Mor­gen auf und erst dann fiel mir auf, was ich ver­ges­sen hat­te zu be­sor­gen. Ich hat­te wirk­lich al­les, aber kei­ne Kaf­fee­ma­schi­ne. Das brauch­te ich de­fi­ni­tiv noch, oh­ne war ich nicht kom­plett.

Ich stell­te mich kurz un­ter die Du­sche, um die Le­bens­geis­ter zu we­cken, aber oh­ne Kof­fe­in konn­te ich an die­sem Mor­gen nicht blei­ben. Der nächs­te La­den war das Ca­si­no und ich frag­te mich, ob ich dort mei­nen ers­ten Kaf­fee be­kom­men wür­de. Al­so zog ich mich an und ver­ließ mei­ne Woh­nung. Als ich nach drau­ßen kam, fühl­te ich mich to­tal er­schla­gen. Es war un­ge­wöhn­lich schwül und drückend, ob­wohl der Him­mel klar war. In­stink­tiv such­te ich nach den Wol­ken, die den Re­gen an­kün­dig­ten. Noch war es wol­ken­los, aber das konn­te sich hier ziem­lich schnell än­dern. Den kur­z­en Weg zum Ca­si­no leg­te ich mit dem Au­to zu­rück. Auf den ers­ten Blick er­kann­te ich, dass es noch ge­schlos­sen war. Ei­gent­lich woll­te ich so­fort wei­ter­fah­ren, dann er­kann­te ich al­ler­dings, dass der Fern­se­her im Au­ßen­be­reich des klei­nen Re­stau­rants be­reits lief. Das klei­ne Re­stau­rant war al­so ge­öff­net und ich wür­de si­cher mei­nen Kaf­fee be­kom­men.

Ich park­te mei­nen Wa­gen und be­trat die klei­ne Au­ßen­ter­ras­se. Noch be­vor ich mich set­zen konn­te, sprach mich ei­ne jun­ge Frau an, die ge­ra­de hin­ter ih­rem Tre­sen ei­ni­ge Ar­bei­ten er­le­dig­te. Ih­re ers­te Fra­ge war wie ich denn mei­nen Kaf­fee trin­ken woll­te. Das war Mu­sik für mei­ne Ohren. Da ich al­lei­ne hier war, setz­te ich mich an den bes­ten Tisch mit Blick auf den großen Fern­se­her. Es gab zwar kei­nen Ton, aber es lief ge­ra­de die Wie­der­ho­lung ei­nes Foot­ball­spiels aus den Ve­rei­nig­ten Staa­ten. Die Re­geln kann­te ich zwar nicht, aber es sah in­ter­essant aus. Dann kam auch schon mein ers­ter Kaf­fee. Die ers­te Tas­se des Heiß­ge­tränks kipp­te ich mit ei­nem Schluck zur Hälf­te in mich hin­ein.

Die be­le­ben­de Wir­kung ließ nicht lan­ge auf sich war­ten. Nach der zwei­ten Tas­se brauch­te ich nicht mal mehr zu fra­gen. Als ich die ers­te leer hat­te, be­kam ich so­fort die zwei­te von ihr ser­viert. Auf dem Na­mens­schild las ich den Na­men Co­set­te. Da wir al­lei­ne wa­ren, un­ter­hiel­ten wir uns ein biss­chen. Sie kam aus dem fran­zö­si­schen Teil der In­sel und ar­bei­te­te erst seit kur­z­em in dem klei­nen Re­stau­rant. Wäh­rend wir uns un­ter­hiel­ten ver­such­ten wir hin­ter die Re­geln des Spiels zu kom­men. Sie fand es auf­grund der Män­ner in­ter­essant, mich in­ter­es­sier­te eher das Spiel und sie. Co­set­te war ge­nau mei­ne Kra­gen­wei­te. Deut­lich grö­ßer als ich, be­saß ein schö­nes gleich­för­mi­ges Ge­sicht und ei­ne sehr hüb­sche Fi­gur. Sie war schlank, mit nicht zu großen fes­ten Brüs­ten und ei­nem wun­der­vol­len Hin­ter­teil. Ihr ge­gen­über konn­te und woll­te ich aber nicht zu­ge­ben, dass Män­ner für mich eher ein Brech­mit­tel wa­ren. Zum ers­ten Mal in mei­nem Le­ben muss­te ich mich ver­stel­len und so tun, als fän­de ich Män­ner ero­tisch. Al­ler­dings be­ob­ach­te­te ich aus dem Au­gen­win­kel Co­set­te wäh­rend ich ver­such­te das Spiel zu ver­ste­hen.

Es war furcht­bar, aber sie durf­te nicht mer­ken, dass ich mit ih­nen nichts an­fan­gen konn­te. Ich ach­te­te trotz­dem mehr auf das Spiel. Von Deutsch­land kann­te ich nur nor­ma­len Fuß­ball und sah mir sams­tags Abends die Sport­schau an, um zu se­hen, wie Bo­rus­sia Dort­mund ge­spielt hat­te. Aber das war ei­ne völ­lig neue Er­fah­rung. Die Mi­schung aus Fuß­ball und Rug­by mit dem ko­mi­schen Ei als Ball war sehr span­nend. Als sie mir er­zähl­te, dass der ein­ge­stell­te Sen­der hier im­mer lief, ent­schied ich mich spon­tan da­für hier öf­ter vor­bei­zu­kom­men. In mei­ner Woh­nung gab es noch kein Fern­se­hen und die Spor­t­er­geb­nis­se aus mei­ner al­ten Hei­mat konn­te ich auch nicht so ein­fach in Er­fah­rung brin­gen. Das er­in­ner­te mich wie­der dar­an, dass ich mich im­mer noch nicht bei Kars­ten ge­mel­det hat­te.

Da es erst Mor­gens war, hat­te ich noch die Chan­ce ihn an­zu­ru­fen. Die Zeit­ver­schie­bung von fünf Stun­den mach­te es schwer. In mei­ner Woh­nung gab es noch kein Te­le­fon, was mich auf die Idee brach­te Co­set­te zu fra­gen wie ich das am güns­tigs­ten be­kom­me. Sie leb­te im­mer­hin schon ihr gan­zes Le­ben auf der In­sel und kann­te sich deut­lich bes­ser da­mit aus. Wie ich er­fuhr, gab es un­ter­schied­li­che An­bie­ter, die sich nur in De­tails von­ein­an­der un­ter­schie­den. Wich­tig war mir, dass ich für einen nicht zu teu­ren Ta­rif in mei­ner al­ten Hei­mat an­ru­fen konn­te. Da wur­de es dann aber schwie­rig, weil ich auf der nie­der­län­di­schen Sei­te wohn­te. Auf der an­de­ren Sei­te der In­sel war ich ja im­mer­hin in­ner­halb der Eu­ro­päi­schen Uni­on, was auch die Te­le­fon­ver­bin­dung nach Deutsch­land güns­ti­ger mach­te.

Wie­der ein­mal war ich in die Ho­se ge­knif­fen. Um mög­lichst güns­tig zu te­le­fo­nie­ren, muss­te ich auf die fran­zö­si­sche Sei­te, aber ich woll­te in Ru­he zu Hau­se te­le­fo­nie­ren kön­nen und nicht erst über die In­sel kur­ven und dann ewig lan­ge an ei­ner Te­le­fon­zel­le ste­hen. Ich muss­te mir die Prei­se mal et­was ge­nau­er an­schau­en. Al­ler­dings er­klär­te mir Co­set­te, dass die An­mel­dung schnell und un­kom­pli­ziert zu ma­chen war. Ich wür­de mir das im Lau­fe des Ta­ges mal an­se­hen müs­sen. Zum Glück wa­ren die ver­schie­de­nen Ge­sell­schaf­ten in den bei­den Städ­ten mit ei­nem Bü­ro ver­tre­ten. Ein ein­fa­cher Weg und ich könn­te mir zu Hau­se das pas­sen­de An­ge­bot aus­su­chen. Vo­rerst muss­te ich eben mit ei­ner Te­le­fon­zel­le vor­lieb neh­men.

Nach dem Spiel und dem le­cke­ren Kaf­fee such­te ich nach ei­ner Te­le­fon­zel­le in der Nä­he. Ich woll­te nicht mehr so viel Zeit ver­trö­deln und Kars­ten ewig war­ten las­sen. Da­für nahm ich dann auch einen hö­he­ren Ta­rif in Kauf. Ich hat­te bis­her nicht dar­auf ge­ach­tet, wo denn die Te­le­fon­zel­len stan­den, war mir aber ziem­lich si­cher am Flug­ha­fen wel­che ge­se­hen zu ha­ben. Tat­säch­lich fand ich vor dem Ter­mi­nal ei­ne gan­ze Bat­te­rie da­von. Net­ter Ne­ben­ef­fekt war, dass ich mein ge­sam­mel­tes Klein­geld los­wer­den konn­te. Ich er­reich­te ihn tat­säch­lich als er mal kurz zu Hau­se war um sei­ne Kla­mot­ten zu wech­seln. Es ging ihm nicht wirk­lich bes­ser. Ich hat­te ge­hofft, er hät­te sei­nen Schmerz mitt­ler­wei­le ver­ges­sen, aber an­statt bes­ser ging es ihm nur noch schlech­ter.

Trotz das es ihm so mies ging, küm­mer­te er sich mehr um mei­ne Pro­ble­me. Er gab mir ei­ni­ge gu­te Ratschlä­ge und ich wuss­te, dass ich im­mer auf ihn zäh­len konn­te. Kars­ten war für mich so­was wie ein Fix­stern. Es gab noch et­was, was mir an ihm auf­fiel. Sein gan­zer Aus­druck hat­te sich ver­än­dert. Ich konn­te an sei­ner Stim­me hö­ren, dass er sei­nen Le­bens­mut so gut wie auf­ge­ge­ben hat­te. Das hät­te ich mir nicht in den Träu­men aus­ma­len kön­nen. We­gen sei­ner Ju­gend­lie­be, die ihn nicht mal mehr be­ach­te­te, war er völ­lig ver­än­dert. Aus dem manch­mal et­was emo­tio­na­len Mann war je­mand ge­wor­den dem so gut wie al­les egal war.

Ich fühl­te mich als wür­de ich mit mir selbst te­le­fo­nie­ren, nur war es bei mir ei­ne Krank­heit, wäh­rend es bei ihm an die­ser Frau lag. Nach dem Te­le­fonat hat­ten wir aus­ge­macht, dass er mich ein­mal be­su­chen kommt, wenn er die Zeit da­für fand. Im­mer­hin war es sei­ne Idee mit die­ser In­sel, auf der bis­her al­les so lief, wie ich mir das wünsch­te. Ich hat­te einen Job, ei­ne Woh­nung, ein Au­to ge­kauft und fühl­te mich hier sehr wohl. Hier war es schön warm, die Luft roch an­ge­nehm frisch und die See­luft war wun­der­bar für die Atem­we­ge. Für mich war die­se In­sel in den paar Ta­gen, die ich hier war zu mei­nem per­sön­li­chen Pa­ra­dies ge­wor­den.

Zum Mit­ta­ges­sen fuhr ich zu­rück zum Prin­cess Ju­lia­na In­ter­na­tio­nal Air­port. Ich woll­te end­lich mal in die­ser Bar es­sen und da­bei die lan­den­den Flug­zeu­ge be­ob­ach­ten. Das war ei­ne völ­lig neue Er­fah­rung für mich. Di­rekt an der klei­nen Stra­ße ober­halb des Strands war ein Surf­brett auf­ge­stellt. Da­rauf schrieb ir­gend­je­mand mit Krei­de die Zei­ten, an de­nen die großen Ma­schi­nen an­ka­men. Die Uhr ver­riet mir, dass in we­ni­gen Mi­nu­ten ei­ne große Boeing 747 aus den Staa­ten lan­den wür­de. Die Bar war gut ge­füllt und ich be­kam lei­der kei­nen frei­en Tisch. Nur auf ei­ner et­was er­höh­ten Ter­ras­se, die halb über das Was­ser rag­te, gab es hö­he­re Stüh­le mit ei­nem atem­be­rau­ben­den Blick über die See.

Die Spei­se­kar­te, die dort lag, war ei­gent­lich nichts Be­son­de­res. Aus­ge­rich­tet war sie auf die Be­su­cher aus den USA, die in der Mehr­heit wa­ren. Das meis­te was ich dar­auf fand, wa­ren Bur­ger, Pom­mes und ei­ni­ge Milchs­ha­kes. Nicht ge­ra­de das rich­ti­ge für mich, aber es kam mir nicht auf das Es­sen an. Ich war we­gen der Flug­zeu­ge hier und woll­te mir ein biss­chen den Ma­gen fül­len. Ich ge­noss den herr­li­chen Aus­blick auf das Meer vor mir. Die Be­die­nung nahm mei­ne Be­stel­lung auf. Ich hat­te mich nach ein­ge­hen­dem Stu­di­um der Kar­te für einen dop­pel­ten Chee­se­bur­ger mit Pom­mes und ei­ne Co­la ent­schie­den. Als sie un­ter­wegs war, um mir mein küh­les Ge­tränk zu be­sor­gen, ver­nahm ich plötz­lich ein knacken­des Geräusch rechts ne­ben mir. Mit mei­nen Au­gen ver­such­te ich den Ur­sprung zu fin­den. Mein Blick fiel auf einen klei­nen Laut­spre­cher der an der Bar an­ge­schraubt war. Es war nicht der ein­zi­ge, stell­te ich fest. Im Ab­stand von ei­ni­gen Me­tern wa­ren meh­re­re da­von auf­ge­stellt. Da hör­te ich schon wie­der ei­ne Stim­me aus dem Laut­spre­cher.

Ich hat­te kei­ne Ah­nung was das war. Um das zu er­fah­ren, hör­te ich der Stim­me aus den klei­nen Bo­xen zu. Es war gar nicht so ein­fach zu ver­ste­hen. Das Knacken und Knis­tern er­schwer­te mein Ver­ste­hen. Die nächs­te Nach­richt war deut­lich bes­ser zu hö­ren. Zu mei­nem Er­stau­nen hör­te ich einen Funk­spruch vom Tower des Flug­ha­fens, der den Pi­lo­ten ei­ner Ma­schi­ne an­wies nach links zu dre­hen und auf 3000 Fuß (ca. 914 Me­ter) zu sin­ken. Kurz dar­auf folg­te die Be­stä­ti­gung des Pi­lo­ten, der den Funk­spruch noch ein­mal wie­der­hol­te. Ich fand das un­glaub­lich span­nend, ein­fach den Funk­ver­kehr zwi­schen Tower und ei­nem Flug­zeug zu ver­fol­gen.

Als die Be­die­nung mit mei­ner Be­stel­lung kam, sah ich zu mei­ner Rech­ten am Strand ei­ne große Men­ge Men­schen, die auf das Meer hin­aus­blick­ten. Ich ver­such­te zu er­ken­nen, was sie dort such­ten. Ne­ben ei­ner klei­nen Schlei­er­wol­ke in sehr wei­ter Ent­fer­nung er­kann­te ich ein leich­tes Blit­zen. Sche­men­haft konn­te ich ein Flug­zeug er­ken­nen. Dann hör­te ich auch schon die Mel­dung aus dem Laut­spre­cher, dass sich die Ma­schi­ne nur noch we­ni­ge nau­ti­sche Mei­len von der Lan­de­bahn be­fand. Wie ge­bannt blick­te ich zu dem klei­nen Punkt in ei­ni­ger Ent­fer­nung der im­mer nä­her kam. Es war un­glaub­lich, das zu se­hen. Die­se große Ma­schi­ne wi­der­setz­te sich der Schwer­kraft, ob­wohl sie viel zu schwer war, um zu flie­gen. Je nä­her sie kam, um­so mehr konn­te ich von der glän­zen­den Röh­re, die sich in der Son­ne spie­gel­te, er­ken­nen.

Die Trag­flä­chen zu bei­den Sei­ten be­weg­ten sich leicht auf und ab. Es sah bei­na­he aus als ob sie mir zu­win­ken woll­te. Die sil­ber­ne Röh­re mit den brei­ten Flü­geln wur­de im­mer grö­ßer. Sie sank tiefer auf den Strand zu. Der Tower warn­te vor ver­schie­den Wind­stö­ßen aus west­li­cher Rich­tung. Mein Es­sen stand schon lan­ge un­an­ge­tas­tet vor mir. Ich konn­te mich von dem An­blick ein­fach nicht mehr tren­nen. Das ein­zi­ge was mir Sor­gen mach­te war das die große Ma­schi­ne so tief auf den Strand zu­flog. Der letz­te Ab­schnitt des Flu­ges war der ab­so­lu­te Wahn­sinn. Nur we­ni­ge Me­ter über dem Strand rausch­te das Flug­zeug an mir vor­bei und setz­te auf der Lan­de­bahn auf. Das Brül­len der vier Trieb­wer­ke un­ter den Trag­flä­chen wur­de im­mer lau­ter und da­hin­ter senk­ten sich zwei ge­bo­ge­ne Ble­che von oben und un­ten. Die Ma­schi­ne roll­te auf der Lan­de­bahn aus und dreh­te am En­de um. Lang­sam roll­te sie zum Ga­te zu­rück bis sie auf ih­rer Park­po­si­ti­on ste­hen blieb.

Mein Bur­ger und die Pom­mes wa­ren be­reits kalt als ich mei­nen ers­ten Bis­sen nahm. Auch die klei­nen Laut­spre­cher schwie­gen wie­der. Nur das Rau­schen der Wel­len, die ge­gen den Strand roll­ten, rausch­ten in mei­nen Ohren. Die Zeit in die­ser Bar war ein­fach groß­ar­tig. Nach­dem ich mei­nen kal­ten Chee­se­bur­ger ver­drückt hat­te, mach­te ich mich auf den Weg zu mei­nem Au­to. Ich woll­te mir end­lich mei­ne neue Hei­mat ge­nau­er an­se­hen. Es war noch früh am Nach­mit­tag und es gab im­mer noch wei­te Tei­le der In­sel, die ich noch nie zu­vor ge­se­hen hat­te. Heu­te woll­te ich mir die­se Ecken et­was ge­nau­er an­se­hen. Als ich vom Flug­ha­fen weg­fah­ren woll­te, muss­te ich ste­hen­blei­ben. Ein Wa­gen vor mir blo­ckier­te die Stra­ße und ich ver­stand nicht, warum er nicht ein­fach fuhr. Vor ihm war die gan­ze Stra­ße frei.

In die­sem Mo­ment be­merk­te ich aber den Grund für sein ko­mi­sches Ver­hal­ten. Hin­ter dem zu­ge­ge­ben ziem­lich nied­ri­gen Zaun roll­te ein großes Flug­zeug fast wie in Zeit­lu­pe auf die Roll­bahn zu. Lang­sam bog sie auf die Start­bahn ein und blieb dort ste­hen. Es war mir et­was un­ver­ständ­lich warum sie dort ste­hen blieb und sich nicht mehr be­weg­te. Al­ler­dings hör­te ich dann et­was an­de­res. Die Trieb­wer­ke des Flug­zeugs wur­den lau­ter und ich konn­te den Sand se­hen der hin­ter ihr auf das Meer ge­bla­sen wur­de. An dem Zaun stan­den je­de Men­ge Schau­lus­ti­ge, die eben­so wie ich ver­folg­ten, was da pas­sier­te. Die Tur­bi­nen wur­den im­mer lau­ter, aber die Ma­schi­ne be­weg­te sich kei­nen Zen­ti­me­ter wei­ter nach vor­ne. Das was mehr wur­de, war der Staub hin­ter den Trag­flä­chen, der in ei­ner großen Wol­ke auf­stieg.

Das nächs­te, was ich er­kann­te, wa­ren ei­ni­ge Leu­te, die sich an dem Draht­zaun fest­klam­mer­ten. Ih­re Bei­ne ho­ben sich nach hin­ten vom Bo­den ab und sie la­gen plötz­lich waa­ge­recht in der Luft. Auf der an­de­ren Sei­te auf dem kur­z­en Stran­dab­schnitt flo­gen er­wach­se­ne Män­ner wie Pup­pen durch die Luft und lan­de­ten im Meer. Das dröh­nen­de Geräusch der Ma­schi­ne wur­de im­mer lau­ter, aber trotz­dem fuhr sie nicht los. Der Pi­lot hat­te wohl ver­ges­sen, die Brem­sen zu lö­sen, trotz­dem wur­den die Trieb­wer­ke im­mer lau­ter. Ich hör­te mein Ra­dio nicht mal mehr. Ir­gend­wann hat­te er wohl ge­merkt, dass die Brem­se ihn auf dem­sel­ben Platz hielt, wäh­rend hin­ter ihm die Men­schen am Zaun hin­gen. Die Brem­se ging auf und die Ma­schi­ne setz­te sich in Be­we­gung. Wie ein Pfeil be­schleu­nig­te sie auf der Start­bahn. Die am Zaun hän­gen­den Leu­te setz­ten wie­der auf der Er­de auf, als das Flug­zeug wie von Zau­ber­hand in die Luft stieg.

Die Rä­der ver­schwan­den in den Trag­flä­chen und das Flug­zeug dreh­te sich nach rechts. Wes­halb wur­de mir erst viel spä­ter klar als ich mich da­mit be­schäf­tig­te! Hin­ter der Start­bahn rag­te ein Berg auf. Wä­ren die Ma­schi­nen ein­fach nur ge­ra­de nach oben ge­flo­gen, wä­ren sie an der Spit­ze des Hü­gels ein­fach zer­schellt. Das war der Grund, warum sie di­rekt nach dem Ab­he­ben nach rechts dreh­ten und über der Stadt ei­ne klei­ne Kur­ve zo­gen, be­vor sie über das Meer da­von­flo­gen. Das mal aus der Nä­he zu se­hen war ein­fach un­fass­bar. Dann setz­te sich auch das Au­to vor mir wie­der in Be­we­gung und fuhr zur Haupt­stra­ße vor. Ich folg­te ihm und be­gann mei­ne Rund­fahrt über die In­sel.

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