Читать книгу: «Das Leben der Catharina R.», страница 7
Kapitel 7
An der Kasse des Ladens stand ich in der Warteschlange und dachte darüber nach, ob meine Karte wirklich funktionieren würde. Ich musste es einfach probieren. Kurz gesagt lief alles glatt als ich damit bezahlte. Nun hatte ich also ein Bett gekauft, was noch am selben Tag in meiner Wohnung stehen würde. Ich brauchte nicht zu schleppen und auch nicht darüber nachdenken, wie man einen Bausatz zusammensteckt. Nachdem ich bezahlt hatte, musste ich mit meinem Auftragszettel zur Warenausgabe. Der Lagerarbeiter dort nahm meinen Zettel fröhlich lächelnd entgegen. Nach einem kurzen prüfenden Blick schickte er zwei seiner Kollegen ins Lager. Wenige Minuten später kamen sie mit einem riesigen Karton in den Händen zurück. Zum Glück musste ich das Teil nicht tragen. Ich wäre darunter zusammengebrochen.
Die beiden wuchteten die Verpackung in einen dunkelgrünen Transporter mit großen Rostflecken. Während ich mich wunderte, dass dieses Vehikel überhaupt noch fahrtüchtig war, holten sie noch weitere zwei Pakete aus dem Lager. Einer davon setzte sich dann ans Steuer. Der andere besorgte noch die passende in einer Plastikverpackung aufgerollte Matratze und warf die Klappe zu. Der Lagerarbeiter erklärte mir ich müsste vorfahren damit sie mir folgen konnten. Klang auch logisch, denn das mit den Adressen in Sint Maarten ist ein völlig unmögliches Unterfangen. Eine Adresse auf der Insel zu finden war nicht drin. Es gab zwar Straßennamen, aber die gab es auch gerne mal öfter. Hausnummern waren optional und eher extrem selten zu sehen.
Ich setzte mich in mein Auto und fuhr mit den Augen im Rückspiegel zu meiner Wohnung. Um die beiden in ihrer Rostlaube nicht zu überfordern, fuhr ich eher langsam. Also für meine Verhältnisse langsam. Mein kleiner Gasfuß hat eine unglaubliche Anziehungskraft und will das Pedal ständig ganz nach unten drücken. Die letzten zwei Seitenstraßen zu meiner Wohnung waren so gut wie kaum befahren, was mir die Möglichkeit gab mal richtig auf die Tube zu drücken. Die Rostlaube hinter mir blieb aber dicht an mir dran. Scheinbar hätte ich doch nicht so schleichen brauchen. Ich ließ mein Gefährt am Straßenrand stehen und überließ dem Transporter meinen Parkplatz. Sie mussten ja das schwere Zeug auch in die Wohnung bringen und ich wollte sie nicht unbedingt weiter jagen als notwendig. Immerhin war es warm genug in meinen Augen.
Der Beifahrer hüpfte auf die Straße und wies den Fahrer ein. In der Zwischenzeit hatte ich bereits die Tür zu meiner Wohnung aufgesperrt. Die beiden kamen zu mir und wollten wissen, wo sie das Bett denn aufstellen sollten. Ich zeigte ihnen den Platz den ich mir ausgesucht hatte. Bis auf den Kleiderschrank war der Raum komplett leer, also hatten sie genug Platz für ihre Arbeit. Während sie nach draußen unterwegs waren, um die Pakete in mein Domizil zu tragen, stellte ich ihnen gekühltes Mineralwasser und einen Fruchtsaft bereit. Zum Glück war das alles nicht so eng gebaut. Das Paket war schon sehr groß, was sie in mein Schlafzimmer bugsieren mussten.
Nachdem sie alles in dem Zimmer hatten und anfingen auszupacken wurde mir ganz anders. Ich hätte vermutlich drei Jahre benötigt und 50 Schrauben übrig behalten bis das Bett endlich stand. Hätte man mir vorher gesagt wie viele Einzelteile das sind wäre ich vor Lachen am Boden gelegen. Das ganze Bett war ein einzelnes 3-D Puzzle. Auch aus der Anleitung, die für die beiden sinnlos war, wurde ich nicht schlau. Die Zeichnungen darauf sahen für mich wie eine falsch bedruckte Landkarte aus. Während ich noch versuchte daraus ein bisschen was herauszulesen entstand vor mir bereits der grobe Umriss.
Zusammen brauchten die beiden weniger als eine Stunde bis das Bett fix und fertig in meinem Schlafzimmer stand. Sogar den Verpackungsmüll nahmen sie wieder mit nach draußen. Als sie gingen, drückte ich jedem noch fünf Dollar in die Hand. Glücklich und zufrieden blickte ich auf mein neues Möbelstück, bis mir auffiel, dass ich gar kein Bettzeug besorgt hatte. Die Uhr verriet mir, dass mir noch genug Zeit blieb welches zu besorgen. Ich machte mich also wieder auf den Weg, um zumindest mal zwei Satz Bezüge zu erwerben, ein Kissen und eine Sommerdecke.
Die Preise für die Textilien im Einrichtungshaus waren fast nichts. Ich konnte mir also deutlich mehr als zwei Sätze leisten. Nach meinem Einkaufsrausch verließ ich mit insgesamt sechs verschiedenen Bezügen, vier Kissen und zwei Decken den Laden und fuhr wieder nach Hause. Den Rest des Tages verbrachte ich damit mich in meiner Wohnung gemütlich einzurichten. Geschlafen habe ich die Nacht in dem neuen Bett so gut wie gar nicht. Irgendetwas irritierte mich die ganze Zeit. Wie gerädert stand ich am nächsten Morgen auf und erst dann fiel mir auf, was ich vergessen hatte zu besorgen. Ich hatte wirklich alles, aber keine Kaffeemaschine. Das brauchte ich definitiv noch, ohne war ich nicht komplett.
Ich stellte mich kurz unter die Dusche, um die Lebensgeister zu wecken, aber ohne Koffein konnte ich an diesem Morgen nicht bleiben. Der nächste Laden war das Casino und ich fragte mich, ob ich dort meinen ersten Kaffee bekommen würde. Also zog ich mich an und verließ meine Wohnung. Als ich nach draußen kam, fühlte ich mich total erschlagen. Es war ungewöhnlich schwül und drückend, obwohl der Himmel klar war. Instinktiv suchte ich nach den Wolken, die den Regen ankündigten. Noch war es wolkenlos, aber das konnte sich hier ziemlich schnell ändern. Den kurzen Weg zum Casino legte ich mit dem Auto zurück. Auf den ersten Blick erkannte ich, dass es noch geschlossen war. Eigentlich wollte ich sofort weiterfahren, dann erkannte ich allerdings, dass der Fernseher im Außenbereich des kleinen Restaurants bereits lief. Das kleine Restaurant war also geöffnet und ich würde sicher meinen Kaffee bekommen.
Ich parkte meinen Wagen und betrat die kleine Außenterrasse. Noch bevor ich mich setzen konnte, sprach mich eine junge Frau an, die gerade hinter ihrem Tresen einige Arbeiten erledigte. Ihre erste Frage war wie ich denn meinen Kaffee trinken wollte. Das war Musik für meine Ohren. Da ich alleine hier war, setzte ich mich an den besten Tisch mit Blick auf den großen Fernseher. Es gab zwar keinen Ton, aber es lief gerade die Wiederholung eines Footballspiels aus den Vereinigten Staaten. Die Regeln kannte ich zwar nicht, aber es sah interessant aus. Dann kam auch schon mein erster Kaffee. Die erste Tasse des Heißgetränks kippte ich mit einem Schluck zur Hälfte in mich hinein.
Die belebende Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Nach der zweiten Tasse brauchte ich nicht mal mehr zu fragen. Als ich die erste leer hatte, bekam ich sofort die zweite von ihr serviert. Auf dem Namensschild las ich den Namen Cosette. Da wir alleine waren, unterhielten wir uns ein bisschen. Sie kam aus dem französischen Teil der Insel und arbeitete erst seit kurzem in dem kleinen Restaurant. Während wir uns unterhielten versuchten wir hinter die Regeln des Spiels zu kommen. Sie fand es aufgrund der Männer interessant, mich interessierte eher das Spiel und sie. Cosette war genau meine Kragenweite. Deutlich größer als ich, besaß ein schönes gleichförmiges Gesicht und eine sehr hübsche Figur. Sie war schlank, mit nicht zu großen festen Brüsten und einem wundervollen Hinterteil. Ihr gegenüber konnte und wollte ich aber nicht zugeben, dass Männer für mich eher ein Brechmittel waren. Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich mich verstellen und so tun, als fände ich Männer erotisch. Allerdings beobachtete ich aus dem Augenwinkel Cosette während ich versuchte das Spiel zu verstehen.
Es war furchtbar, aber sie durfte nicht merken, dass ich mit ihnen nichts anfangen konnte. Ich achtete trotzdem mehr auf das Spiel. Von Deutschland kannte ich nur normalen Fußball und sah mir samstags Abends die Sportschau an, um zu sehen, wie Borussia Dortmund gespielt hatte. Aber das war eine völlig neue Erfahrung. Die Mischung aus Fußball und Rugby mit dem komischen Ei als Ball war sehr spannend. Als sie mir erzählte, dass der eingestellte Sender hier immer lief, entschied ich mich spontan dafür hier öfter vorbeizukommen. In meiner Wohnung gab es noch kein Fernsehen und die Sportergebnisse aus meiner alten Heimat konnte ich auch nicht so einfach in Erfahrung bringen. Das erinnerte mich wieder daran, dass ich mich immer noch nicht bei Karsten gemeldet hatte.
Da es erst Morgens war, hatte ich noch die Chance ihn anzurufen. Die Zeitverschiebung von fünf Stunden machte es schwer. In meiner Wohnung gab es noch kein Telefon, was mich auf die Idee brachte Cosette zu fragen wie ich das am günstigsten bekomme. Sie lebte immerhin schon ihr ganzes Leben auf der Insel und kannte sich deutlich besser damit aus. Wie ich erfuhr, gab es unterschiedliche Anbieter, die sich nur in Details voneinander unterschieden. Wichtig war mir, dass ich für einen nicht zu teuren Tarif in meiner alten Heimat anrufen konnte. Da wurde es dann aber schwierig, weil ich auf der niederländischen Seite wohnte. Auf der anderen Seite der Insel war ich ja immerhin innerhalb der Europäischen Union, was auch die Telefonverbindung nach Deutschland günstiger machte.
Wieder einmal war ich in die Hose gekniffen. Um möglichst günstig zu telefonieren, musste ich auf die französische Seite, aber ich wollte in Ruhe zu Hause telefonieren können und nicht erst über die Insel kurven und dann ewig lange an einer Telefonzelle stehen. Ich musste mir die Preise mal etwas genauer anschauen. Allerdings erklärte mir Cosette, dass die Anmeldung schnell und unkompliziert zu machen war. Ich würde mir das im Laufe des Tages mal ansehen müssen. Zum Glück waren die verschiedenen Gesellschaften in den beiden Städten mit einem Büro vertreten. Ein einfacher Weg und ich könnte mir zu Hause das passende Angebot aussuchen. Vorerst musste ich eben mit einer Telefonzelle vorlieb nehmen.
Nach dem Spiel und dem leckeren Kaffee suchte ich nach einer Telefonzelle in der Nähe. Ich wollte nicht mehr so viel Zeit vertrödeln und Karsten ewig warten lassen. Dafür nahm ich dann auch einen höheren Tarif in Kauf. Ich hatte bisher nicht darauf geachtet, wo denn die Telefonzellen standen, war mir aber ziemlich sicher am Flughafen welche gesehen zu haben. Tatsächlich fand ich vor dem Terminal eine ganze Batterie davon. Netter Nebeneffekt war, dass ich mein gesammeltes Kleingeld loswerden konnte. Ich erreichte ihn tatsächlich als er mal kurz zu Hause war um seine Klamotten zu wechseln. Es ging ihm nicht wirklich besser. Ich hatte gehofft, er hätte seinen Schmerz mittlerweile vergessen, aber anstatt besser ging es ihm nur noch schlechter.
Trotz das es ihm so mies ging, kümmerte er sich mehr um meine Probleme. Er gab mir einige gute Ratschläge und ich wusste, dass ich immer auf ihn zählen konnte. Karsten war für mich sowas wie ein Fixstern. Es gab noch etwas, was mir an ihm auffiel. Sein ganzer Ausdruck hatte sich verändert. Ich konnte an seiner Stimme hören, dass er seinen Lebensmut so gut wie aufgegeben hatte. Das hätte ich mir nicht in den Träumen ausmalen können. Wegen seiner Jugendliebe, die ihn nicht mal mehr beachtete, war er völlig verändert. Aus dem manchmal etwas emotionalen Mann war jemand geworden dem so gut wie alles egal war.
Ich fühlte mich als würde ich mit mir selbst telefonieren, nur war es bei mir eine Krankheit, während es bei ihm an dieser Frau lag. Nach dem Telefonat hatten wir ausgemacht, dass er mich einmal besuchen kommt, wenn er die Zeit dafür fand. Immerhin war es seine Idee mit dieser Insel, auf der bisher alles so lief, wie ich mir das wünschte. Ich hatte einen Job, eine Wohnung, ein Auto gekauft und fühlte mich hier sehr wohl. Hier war es schön warm, die Luft roch angenehm frisch und die Seeluft war wunderbar für die Atemwege. Für mich war diese Insel in den paar Tagen, die ich hier war zu meinem persönlichen Paradies geworden.
Zum Mittagessen fuhr ich zurück zum Princess Juliana International Airport. Ich wollte endlich mal in dieser Bar essen und dabei die landenden Flugzeuge beobachten. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich. Direkt an der kleinen Straße oberhalb des Strands war ein Surfbrett aufgestellt. Darauf schrieb irgendjemand mit Kreide die Zeiten, an denen die großen Maschinen ankamen. Die Uhr verriet mir, dass in wenigen Minuten eine große Boeing 747 aus den Staaten landen würde. Die Bar war gut gefüllt und ich bekam leider keinen freien Tisch. Nur auf einer etwas erhöhten Terrasse, die halb über das Wasser ragte, gab es höhere Stühle mit einem atemberaubenden Blick über die See.
Die Speisekarte, die dort lag, war eigentlich nichts Besonderes. Ausgerichtet war sie auf die Besucher aus den USA, die in der Mehrheit waren. Das meiste was ich darauf fand, waren Burger, Pommes und einige Milchshakes. Nicht gerade das richtige für mich, aber es kam mir nicht auf das Essen an. Ich war wegen der Flugzeuge hier und wollte mir ein bisschen den Magen füllen. Ich genoss den herrlichen Ausblick auf das Meer vor mir. Die Bedienung nahm meine Bestellung auf. Ich hatte mich nach eingehendem Studium der Karte für einen doppelten Cheeseburger mit Pommes und eine Cola entschieden. Als sie unterwegs war, um mir mein kühles Getränk zu besorgen, vernahm ich plötzlich ein knackendes Geräusch rechts neben mir. Mit meinen Augen versuchte ich den Ursprung zu finden. Mein Blick fiel auf einen kleinen Lautsprecher der an der Bar angeschraubt war. Es war nicht der einzige, stellte ich fest. Im Abstand von einigen Metern waren mehrere davon aufgestellt. Da hörte ich schon wieder eine Stimme aus dem Lautsprecher.
Ich hatte keine Ahnung was das war. Um das zu erfahren, hörte ich der Stimme aus den kleinen Boxen zu. Es war gar nicht so einfach zu verstehen. Das Knacken und Knistern erschwerte mein Verstehen. Die nächste Nachricht war deutlich besser zu hören. Zu meinem Erstaunen hörte ich einen Funkspruch vom Tower des Flughafens, der den Piloten einer Maschine anwies nach links zu drehen und auf 3000 Fuß (ca. 914 Meter) zu sinken. Kurz darauf folgte die Bestätigung des Piloten, der den Funkspruch noch einmal wiederholte. Ich fand das unglaublich spannend, einfach den Funkverkehr zwischen Tower und einem Flugzeug zu verfolgen.
Als die Bedienung mit meiner Bestellung kam, sah ich zu meiner Rechten am Strand eine große Menge Menschen, die auf das Meer hinausblickten. Ich versuchte zu erkennen, was sie dort suchten. Neben einer kleinen Schleierwolke in sehr weiter Entfernung erkannte ich ein leichtes Blitzen. Schemenhaft konnte ich ein Flugzeug erkennen. Dann hörte ich auch schon die Meldung aus dem Lautsprecher, dass sich die Maschine nur noch wenige nautische Meilen von der Landebahn befand. Wie gebannt blickte ich zu dem kleinen Punkt in einiger Entfernung der immer näher kam. Es war unglaublich, das zu sehen. Diese große Maschine widersetzte sich der Schwerkraft, obwohl sie viel zu schwer war, um zu fliegen. Je näher sie kam, umso mehr konnte ich von der glänzenden Röhre, die sich in der Sonne spiegelte, erkennen.
Die Tragflächen zu beiden Seiten bewegten sich leicht auf und ab. Es sah beinahe aus als ob sie mir zuwinken wollte. Die silberne Röhre mit den breiten Flügeln wurde immer größer. Sie sank tiefer auf den Strand zu. Der Tower warnte vor verschieden Windstößen aus westlicher Richtung. Mein Essen stand schon lange unangetastet vor mir. Ich konnte mich von dem Anblick einfach nicht mehr trennen. Das einzige was mir Sorgen machte war das die große Maschine so tief auf den Strand zuflog. Der letzte Abschnitt des Fluges war der absolute Wahnsinn. Nur wenige Meter über dem Strand rauschte das Flugzeug an mir vorbei und setzte auf der Landebahn auf. Das Brüllen der vier Triebwerke unter den Tragflächen wurde immer lauter und dahinter senkten sich zwei gebogene Bleche von oben und unten. Die Maschine rollte auf der Landebahn aus und drehte am Ende um. Langsam rollte sie zum Gate zurück bis sie auf ihrer Parkposition stehen blieb.
Mein Burger und die Pommes waren bereits kalt als ich meinen ersten Bissen nahm. Auch die kleinen Lautsprecher schwiegen wieder. Nur das Rauschen der Wellen, die gegen den Strand rollten, rauschten in meinen Ohren. Die Zeit in dieser Bar war einfach großartig. Nachdem ich meinen kalten Cheeseburger verdrückt hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto. Ich wollte mir endlich meine neue Heimat genauer ansehen. Es war noch früh am Nachmittag und es gab immer noch weite Teile der Insel, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Heute wollte ich mir diese Ecken etwas genauer ansehen. Als ich vom Flughafen wegfahren wollte, musste ich stehenbleiben. Ein Wagen vor mir blockierte die Straße und ich verstand nicht, warum er nicht einfach fuhr. Vor ihm war die ganze Straße frei.
In diesem Moment bemerkte ich aber den Grund für sein komisches Verhalten. Hinter dem zugegeben ziemlich niedrigen Zaun rollte ein großes Flugzeug fast wie in Zeitlupe auf die Rollbahn zu. Langsam bog sie auf die Startbahn ein und blieb dort stehen. Es war mir etwas unverständlich warum sie dort stehen blieb und sich nicht mehr bewegte. Allerdings hörte ich dann etwas anderes. Die Triebwerke des Flugzeugs wurden lauter und ich konnte den Sand sehen der hinter ihr auf das Meer geblasen wurde. An dem Zaun standen jede Menge Schaulustige, die ebenso wie ich verfolgten, was da passierte. Die Turbinen wurden immer lauter, aber die Maschine bewegte sich keinen Zentimeter weiter nach vorne. Das was mehr wurde, war der Staub hinter den Tragflächen, der in einer großen Wolke aufstieg.
Das nächste, was ich erkannte, waren einige Leute, die sich an dem Drahtzaun festklammerten. Ihre Beine hoben sich nach hinten vom Boden ab und sie lagen plötzlich waagerecht in der Luft. Auf der anderen Seite auf dem kurzen Strandabschnitt flogen erwachsene Männer wie Puppen durch die Luft und landeten im Meer. Das dröhnende Geräusch der Maschine wurde immer lauter, aber trotzdem fuhr sie nicht los. Der Pilot hatte wohl vergessen, die Bremsen zu lösen, trotzdem wurden die Triebwerke immer lauter. Ich hörte mein Radio nicht mal mehr. Irgendwann hatte er wohl gemerkt, dass die Bremse ihn auf demselben Platz hielt, während hinter ihm die Menschen am Zaun hingen. Die Bremse ging auf und die Maschine setzte sich in Bewegung. Wie ein Pfeil beschleunigte sie auf der Startbahn. Die am Zaun hängenden Leute setzten wieder auf der Erde auf, als das Flugzeug wie von Zauberhand in die Luft stieg.
Die Räder verschwanden in den Tragflächen und das Flugzeug drehte sich nach rechts. Weshalb wurde mir erst viel später klar als ich mich damit beschäftigte! Hinter der Startbahn ragte ein Berg auf. Wären die Maschinen einfach nur gerade nach oben geflogen, wären sie an der Spitze des Hügels einfach zerschellt. Das war der Grund, warum sie direkt nach dem Abheben nach rechts drehten und über der Stadt eine kleine Kurve zogen, bevor sie über das Meer davonflogen. Das mal aus der Nähe zu sehen war einfach unfassbar. Dann setzte sich auch das Auto vor mir wieder in Bewegung und fuhr zur Hauptstraße vor. Ich folgte ihm und begann meine Rundfahrt über die Insel.
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