Читать книгу: «Schwarzes Schaf»

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Die italienische Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel La Pecora Nera bei Giulio Einaudi editore in Turin.

E-Book-Ausgabe 2020

© 2006 Giulio Einaudi editore s.p.a., Torino

© 2011 für die deutsche Ausgabe:

Verlag Klaus Wagenbach, Emser Str. 40/41, 10719 Berlin

Covergestaltung Julie August unter Verwendung einer Photographie von Ascanio Celestini © Fabio Zayed.

Datenkonvertierung bei Zeilenwert, Rudolstadt.

Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.

ISBN: 978 3 8031 4294 8

Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 3238 3

www.wagenbach.de

Anfang

Ich bin dieses Jahr gestorben.

Alle wollten dieses Jahr sterben.

Wer bis heute gelebt hat, hat alles gesehen, was man sehen konnte.

Er hat Hunde im Weltall gesehen, Menschen auf dem Mond und einen Roboter mit Rädern auf dem Mars. Er hat New York, London und Madrid in die Luft fliegen sehen, und nicht mehr nur Kabul und Bagdad. Er hat das Kinderüberraschungsei gesehen, das aus jedem Tag des Jahres ein ewiges Ostern macht. Er hat Milch in Pulverform gesehen, Wein im Tetrapak und Erdbeeren mit Essig.

Alle wollten dieses Jahr sterben, denn vom nächsten an wird es nichts Neues mehr zu sehen geben. Die Welt wird sich wiederholen, wie die Zweitausstrahlung einer schon gelaufenen Sendung. Die Zukunft wird die Zusammenfassung der vorangegangenen Folgen sein. Von morgen an wird selbst Völkermord langweilig.

Erster Teil

Ich erinnere mich an mein vergangenes Leben

Eins

Ich bin in den sechziger Jahren geboren.

In den fabelhaften Sechzigern.

Alle wollten in den sechziger Jahren geboren werden, aber leider wurden manche vorher geboren. Und sie schämen sich, in den fünfziger Jahren geboren zu sein, mit den ganzen armen Hungerleidern, die in den Läden nichts zu kaufen hatten und die wir heute noch in ihren Armeleutekleidern durch die Schwarz-Weiß-Filme der Privatsender laufen sehen. Selbst die Reichen hatten damals Sachen an, wie sie sich heute die Emigranten aus Albanien kaufen, die im Schlauchboot nach Italien kommen. Damals hatten alle Angst vor dem Krieg, der gerade erst vorbei war. Damals gab es nur einen im ganzen Haus, der einen Fernseher hatte, und alle waren ständig bei ihm und verpesteten ihm die gute Stube mit ihrem Neid.

Alle wollten in den sechziger Jahren geboren werden, aber manche haben es nicht rechtzeitig geschafft und wurden später geboren, und sie fuchst es heute noch, zu spät gekommen zu sein. Sie wurden in den bleiernen Jahren geboren, wo die Leute auf der Straße starben wie mitten im Krieg.

Nur in den sechziger Jahren war der Krieg weit genug weg, dass niemand an ihn dachte.

Alle wollten in den sechziger Jahren geboren werden, aber man kann im Leben alles ändern, außer dem Geburtsdatum.

In den fünfziger Jahren taten die Leute nichts Spannendes.

Das einzig Gute an den fünfziger Jahren war die Gewissheit, dass bald die sechziger Jahre anfangen würden.

Dann kam das Jahr 1959 und alle bissen noch ein paar Tage die Zähne zusammen, denn es fehlte nicht mehr viel bis zum Ende dieser faden Jahre. Im Sommer 1959 fuhren die Leute nicht mal ans Meer. Sie schämten sich für die ollen, albernen Badesachen, die sie anhatten. Und wer doch ans Meer fuhr, badete im Meerwasser, das nach nichts schmeckte. Es schmeckte nicht nach Salz, es hatte einfach nicht diesen Geschmack, den das Meer in den sechziger Jahren haben würde. Es war ein schales Wasser, fade wie die gesamten fünfziger Jahre.

An Weihnachten 1959 waren die Menschen ganz high, so neugierig waren sie auf die fabelhaften Sechziger, die bald anfangen würden, und sie vergaßen darüber sogar das Feiern. Sie kauften keinen Panettone und keinen Pandoro, keinen Sekt und keinen Torrone. Sie gingen früh ins Bett und hatten nicht einmal ihre Krippen aufgebaut. Ein paar hatten einen Stall hingestellt mit etwas Moos, aber von den Figuren waren nur die Heiligen Drei Könige da, denn sie waren auf der Reise und würden zusammen mit dem neuen Jahr ankommen. Die Heiligen Drei Könige der 1959er-Krippe waren schon die Heiligen Drei Könige der sechziger Jahre. Doch das Jesuskind hat niemand dazugelegt. In dem Jahr hatte das Jesuskind keine Lust, geboren zu werden, dafür war es an Weihnachten 1960 so froh, dass es gleich dreimal auf die Welt kam.

Dann kam der 31. Dezember und rund um den Globus warteten die Menschen auf den Beginn der fabelhaften Sechziger. Kaum hatte es Mitternacht geschlagen, hagelte es Wunder über Wunder. Einem Kahlkopf wuchsen echte Hippie-Haare. Alte Frauen mit Dutt und ollen Ciocie an den Füßen hatten plötzlich blonde Marilyn-Monroe-Locken und unter den schwieligen Sohlen wucherten ihnen Pfennigabsätze. Selbst die Mädchen mit dickem Hintern, die sich immer scheu an den Mauern entlanggedrückt hatten, weil sie so einen ausufernden Hintern hatten wie die Hilfsarbeiterinnen auf den Reisfeldern der fünfziger Jahre … selbst die bekamen einen perfekten Hintern, schön verpackt in den Miniröcken der sechziger Jahre. Und an den Beinen hatten sie keine Haare mehr. Nichts, nicht das kleinste Pünktchen von der Rasierklinge zu sehen. Sie hatten glatte, total perfekte Beine.

Am 31. Dezember 1959 warteten alle auf den Beginn der fabelhaften Sechziger.

Alle außer meiner Großmutter.

Meine Großmutter legte sich an dem Abend wie immer um acht ins Bett.

Meine Großmutter hasste die sechziger Jahre. Sie hasste auch die fünfziger und die vierziger Jahre. Sie hatte den Krieg und den Faschismus gehasst, die Deutschen und die Amerikaner. Das Einzige, was sie nicht hasste, waren ihre Hühner.

Meine Großmutter war wie eine alte Frau angezogen, Omakittel und Stinkeatem. Und wenn sie rülpste, rochen ihre Rülpser nicht etwa nach Coca-Cola und Pepsi-Cola. Ihre Rülpser rochen nach frischem Hühnerei. Sie lief immer barfuß herum, sogar im Hühnerhaus. Sie sang nicht die Lieder der sechziger Jahre, sie sprach mit der Henne und die reckte ihren Hals. Meine Großmutter hielt ihr eine Hand unter den Hintern und die Henne ließ das Ei fallen. Meine Großmutter bohrte mit dem langen Nagel von ihrem kleinen Finger ein Loch in das Ei und trank es. Sie sagte »das ist frisch, das Ei. Es riecht noch nach Hühnerarsch.«

In den sechziger Jahren brachte mich meine Großmutter jeden Morgen zur Schule, aber montags zog sie die festen Strümpfe aus der Apotheke an und ihre Schuhe. Montags brachte sie mich bis zur Klasse. Ich ging in die letzte Reihe und sie ging zur Lehrerin und fragte sie »wie macht er sich denn, unser Kleiner?« Und die Lehrerin antwortete »er macht sich nicht gut, unser Kleiner. Ich habe ihn in die letzte Reihe gesetzt, damit er nicht stört. Ich habe ihn allein gesetzt, denn sonst verdirbt er mir noch die anderen. Er kommt nur zur Schule, um die Bank zu wärmen. Er ist schwach im Rechnen. Er ist schwach in Erdkunde. Er ist schwach im Kopf. Er ist der Schlechteste in der ganzen Klasse. Er ist das schwarze Schaf. Ich glaube, ich werde ihn dieses Jahr nicht versetzen, denn wenn er das Jahr wiederholt, lernt er vielleicht wenigstens irgendwas.« Und meine Großmutter zog ein frisches Ei aus ihrer Schürze, bohrte mit dem langen Nagel von ihrem kleinen Finger ein Loch hinein und reichte es der Frau Lehrerin. Die trank und meine Großmutter sagte »trinken Sie nur, Frau Lehrerin, das ist frisch, das Ei. Es riecht noch nach Hühnerarsch.« Und die Klassenkameraden lachten, weil meine Großmutter wie eine Oma angezogen war. Sie lachten, weil sie Arsch sagte. Auch wenn es nur ein Hühnerarsch war … sie lachten trotzdem.

Am letzten Schultag kam die Lehrerin zu mir in die letzte Reihe und sagte »manche Kinder reifen früher, manche später. Genau wie bei den Äpfeln. Und du bist der faule Apfel, dich kann man auf den Müll schmeißen. Du bist das schwarze Schaf, dir ist nicht zu helfen, du brauchst nicht mal eine Ehrenrunde. Ich werde dich wohl doch versetzen. Sag deiner Großmutter, dass ich dich versetze, sag, sie soll mir Eier bringen.« Und am Tag der Zeugnisse zog meine Großmutter die festen Strümpfe aus der Apotheke an und ihre Schuhe. Wir gingen in die Schule, wir bekamen das Zeugnis und ich war versetzt. Da ging meine Großmutter mit mir zur Lehrerin und bedankte sich und gab ihr Eier, und den anderen Lehrern gab sie auch Eier. Auch dem Pfarrer, der den Katechismus lehrte, und auch dem Turnlehrer und sogar dem Direktor. Sie bohrte ihnen mit dem langen Fingernagel ein Loch hinein und alle tranken. Meine Großmutter zeigte mir diese Lehrer der sechziger Jahre und sagte »die Lehrer sind alles Heilige. Genau wie die Heiligen in der Kirche. Und der Direktor ist der heiligste von allen, er ist der Oberheilige, er ist Jesus Christus.« Ich sagte »nein, das ist doch ein Witz, Großmutter …« Doch der Direktor sah nicht aus wie ein Witz. Er schlürfte sein frisches Ei wie das Abendmahl. Dieses Ei war die Heilige Hostie und er kam mir vor wie Christus, der die Kommunion abhält, Christus, der selbst seinen eigenen Leib verspeist.

Und meine Großmutter sagte »trinkt, ihr Herren Lehrer, das ist frisch, das Ei. Es riecht noch nach Hühnerarsch.«

Zwei

In den sechziger Jahren gingen wir immer in die Irrenanstalt.

Meine Großmutter ging dorthin und brachte frische Eier.

Ich ging mit und sie belud meine Arme mit Plastiktüten voll eingewickelter Eier und ging so mit mir zum Tor. Die Schwester machte uns auf und führte uns in die Küche. Jemand kackte auf den Boden und die Schwester sagte »ihr müsst entschuldigen, dass er gekackt hat, aber er ist wie eine Pflanze. Eine Pflanze, die auf die Erde kackt.« Die Schwester sagte »da kann man nichts machen, manche Irre sind wie Esel, die Iah schreien und austreten, wenn man Eseln etwas Gutes tut, erntet man nur Tritte.« Sie sagte, das ist normal, dass sie auf den Boden kacken. Es ist leichter, die Kacke wegzuwischen, als ihnen beizubringen, aufs Klo zu gehen. Leichter als ihnen beizubringen, sich mit Klopapier abzuputzen, sich den Hintern im Bidet zu waschen und so weiter …

Und ich sah all diese armen Irren, die kackten und an die Wand spuckten. Und die Wände waren voll mit Schleim, der langsam wie eine Schnecke unter Drogen den Putz hinabkroch. Er kroch so lange, bis die trockene Luft ihn an der Mauer festklebte. Die ausgetrocknete Spucke blieb als Stickmuster an der Wand haften, bis der Pfleger mit einem Schaber vorbeikam und sie ablöste wie Miesmuscheln. Und dann gab es Irre, die sich in die Hose machten. Sie pissten sich in die Hose, die war immer entweder zu eng oder zu weit, weil die Pfleger sie morgens nackig aus dem Bett holten. Dann zogen sie aus einem Plastiksack die Kleider hervor und verteilten sie auf gut Glück. Und die Kleider gab es nur in zwei Größen, nicht etwa wie im Kaufhaus, wo es alle Größen gibt. In der Anstalt … da hatte vielleicht einer eine Plauze und bekam eine enge Hose, während ein ganz dünner Irrer sich die weite Hose anzog. Die Schwester sagte »das ist nicht wichtig, ob den armen Kerlen die Hose runterrutscht. Wichtig ist nur, dass sie schnell aufstehen und pünktlich zum Frühstück erscheinen. Die Anstalt achtet darauf, dass der Zeitplan eingehalten wird.« Aufwachen, waschen, kacken, pissen, anziehen, essen, schlafen. Alles nach Plan. Und das Leben geht weiter.

Die Schwester sagt, das nennt man Pflege der Moral. Die Unordnung im Gehirn wird durch die Ordnung in der Anstalt kuriert. Die Pfleger stellen alle Betten in einer Reihe auf. Die Kleider haben alle dieselbe Farbe, denn in der Waschmaschine wird eh alles bei neunzig Grad gewaschen zum Desinfizieren, die Farben mischen sich und heraus kommt ein Irrenhausgrau, das haben dann alle Kleider. Die Schwester sagt, dass man die Pflege der Moral auch daran erkennt, dass alle dasselbe essen. Nun essen wir eine schöne gekochte Birne! Die Birne, ein bisschen Wasser, keinen Wein, keinen Kaffee. Messer und Gabel nein, nur Holzlöffel und Aluminiumgeschirr. Manches Besteck ist eben gefährlich.

Und ich sah immer all diese armen, von der Schwester dressierten Irren, wie sie aus dem Bett sprangen und sich die falschen Kleider anzogen. Die Schwester zählte sie und schickte sie in den Speisesaal. Die Irren setzten sich in Bewegung wie die Clowns im Zirkus, die am Ende der Nummer eine Runde durch die Manege drehen und winken. Nur dass den dressierten Irren niemand zuschaute. Dass niemand ihnen am Ende der Nummer applaudierte. Nur ich und meine Großmutter sahen die Vorstellung mit unseren Plastiktüten voll mit Eiern, aber wir lachten kein bisschen und klatschten auch nicht.

Dann gibt es noch einen speziellen Typ von Irren, und das sind die Katatoniker.

Sie liegen still im Bett. Einige werden morgens geweckt und auf eine Bank gesetzt, wo sie bis zum Abend bleiben, dann packt man sie wieder unter das Bettlaken. Ein paar können alleine ins Bad gehen, brauchen aber den lieben langen Tag dafür.

Sie wachen auf, gehen los, kommen an, kacken, gehen zurück und legen sich schlafen. Und das Leben geht weiter.

Die Schwester sagt »es ist gut, dass es in der Anstalt auch die Katatoniker gibt und nicht nur die, die schreien und alles kaputtmachen. Außerdem, wenn die Betten knapp werden, können wir auch mal drei davon in eins legen … das spart Platz.«

Die Katatoniker sehen wie Tote aus und meine Großmutter lässt mich oft bei ihnen zurück, weil sie mir nichts tun können. Sie sagt »das ist wie im Leichenschauhaus mit diesen armen reglosen Irren. Die sind ganz lieb. Sie sind wie Pflanzen.«

Drei

Ich erinnere mich, dass ich als Kaninchen verkleidet war.

Ich erinnere mich, dass es Karneval in den sechziger Jahren war.

Ich erinnere mich, dass ich lange Ohren mit Draht drin hatte, damit sie hochstanden, aber eines war zerrissen und man sah den rostigen Draht. Ich hasste dieses alberne Kaninchenkostüm. Den ganzen Tag war ich ganz still vor lauter Wut auf das Kostüm, und meine Großmutter hat zu mir gesagt »es ist besser, wenn du eine Weile hierbleibst bei der Schwester auf der Station der Katatoniker-Irren. Bleib hier bei der Schwester.« Ich setzte mich neben die Schwester, die auf einem Stuhl saß und den Rosenkranz betete. Sie sah aus, als führte sie Selbstgespräche … dabei redete sie mit Gott! Aber sie redete so leise, dass ich glaube, selbst Gott muss gedacht haben, sie führt Selbstgespräche.

Dann hat meine Großmutter ein frisches Ei aus dem Kittel gezogen, hat mit dem langen Nagel von ihrem kleinen Finger ein Loch hineingebohrt und es mir zum Trinken gegeben. Meine Großmutter war angezogen wie eine alte Frau, mit den Omaschuhen und den Strümpfen aus der Apotheke und sie hat mich mit der Schwester allein gelassen, die betend zwischen all den Betten voll mit Irren saß, die aussahen wie Kinderleichen. Ich habe das Ei getrunken und dann gedacht »wenn nun der Tod persönlich vorbeikommt und diese halbtoten Irren sieht, und die Schwester, die wie eine lebende Leiche aussieht und mich, wie ich hier so still sitze wie der Tod. Dann bringt der uns am Ende noch alle ins Jenseits.« Da habe ich angefangen zu reden.

Ich habe auf die Schwester eingeredet, die mir nicht zuhörte.

Wie einer, der den Inhalt einer Plastiktüte auf dem Boden ausleert, eine Tüte voll mit so Zeug aus dem Supermarkt. Eine Tüte voll mit Nesquik, Spüli und Halspastillen und alles landet auf dem Boden und die Bonbons schwimmen im Spüli und das Pulver fliegt durch die Luft und es riecht überall nach Kakao und Kinderfrühstück … Ich habe den Mund aufgemacht und ihr gesagt, was mir durch den Kopf geht. Ich habe mein Gehirn über ihr entleert.

Ich habe gesagt »ich hasse dieses Kaninchenkostüm. Das Kostüm wandert durch unser ganzes Haus, ich bin der Jüngste im Haus und dieses Kostüm ist für Neunjährige wie mich. Aber dieses Kaninchenkostüm wandert seit fast zwanzig Jahren durch unser Haus und alle ziehen es an. Es ist ein Kostüm aus den fünfziger Jahren. Ein fades Kostüm. Es ist so doof wie die fünfziger Jahre. Und ich bin bestimmt der hundertste Doofmann, der dieses doofe Kostüm anzieht. Und außerdem ist ein Drahtohr verrostet.

Ich wollte ein Tarzankostüm. Kennst du Tarzan? Das ist der Held aus so einem Dschungelfilm. Das ist so einer, der kann kein einziges Wort sagen außer Ich, Du, seinen Namen und den von dem Affen, der heißt Tschita. Und im Film lernt er noch den Namen von einer schönen weißen Frau, die heißt Dschäin. Und sein ganzes Leben kann er nur Sätze mit diesen Wörtern sagen, so wie ›ich Tarzan, du Tschita‹ oder ›ich Tarzan, du Dschäin‹, oder er ruft ›Tschita!‹, wenn er den Affen braucht, oder ›Dschäin‹, wenn die weiße Frau in Gefahr ist. Aber irgendwann wird dann klar, dass der Affe eifersüchtig ist auf die weiße Frau, und dann ist der Affe eingeschnappt und redet nichts mehr. Eigentlich redet er sowieso nicht im Film, bis auf so ein paar spitze Schreie, wenn er sauer ist …

Der Affe kann nicht mal seinen Namen sagen, er sagt nicht ›ich Tschita‹. Dafür redet die Frau wiederum ständig. Sie redet für alle. Sie redet dermaßen viel, dass sie einem viel zurückgebliebener im Hirn vorkommt als der Affe. Aber der Affe ist ganz behaart und das findet Tarzan eklig. Während die Weiße ganz unbehaart ist und Tarzan total staunt deshalb. Aber dann verliebt er sich und meine Großmutter sagt ›Tarzan hat entdeckt, dass auch die Weiße Haare hat. Aber nur da, wo es nötig ist, und Tarzan gefällt diese Frau und diese Haarverdichtung. Sie gefällt ihm mehr als der Affe.‹

Tarzan schwingt sich an den Lianen durch den Dschungel und schreit seine ganze wilde Liebe zu Dschäin heraus. Er hat eine zerrissene Unterhose an und kann nur fünf Wörter sagen. Meine Großmutter sagt, er ist liebeskrank. Sie sagt, die Liebe hat sein Hirn krank gemacht. Sie sagt, sein Irrenhaus ist der Dschungel und dort lebt er wie die Irren in der Anstalt. Er wacht auf, isst, pisst, kackt, schwingt an den Lianen, spricht fünf Wörter, isst wieder, pisst wieder und geht wieder schlafen. Und das Leben geht weiter.«

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9783803142948
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