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5 Rosensteine aus Baryt
Büdingen: Sandrosenmuseum im Jerusalemtor

Ob diese formschönen Rosensteine im Naturschutzgebiet Hölle von Rockenberg gefunden wurden – das möchte Lothar Keil, Betreiber des Büdinger Sandrosenmuseums im Jerusalemer Tor, nicht verraten. Zu viel Raubbau wurde in der Vergangenheit in Rockenberg betrieben – dem einzigen Fundort von Barytrosen in Europa. Bevor das Areal 1994 zum Naturschutzgebiet erklärt und jegliche Kraxelei an der steilen Sandwand unterbunden wurde, waren die Tertiärquarzite beliebte Sammelstücke, die Vorgärten und Fensterbänke zierten. Heute sind fast alle Rockenberger Fundstellen außerhalb des Naturschutzgebietes abgeräumt, häufig mit Bauschutt verschlossen. Wer die gelb, rot, schwarz, weiß oder violett schimmernden Kristalle, die bis zu 30 Zentimeter Durchmesser haben können, aus der Nähe betrachten möchte, sollte sich nach Büdingen begeben und die einmalige Sandrosen-Sammlung besichtigen.

Die Kristalle basieren auf einer chemischen Verbindung von Schwerspat (Bariumsulfat), Sand und einer kleinen Menge von Eisen- und Manganoxid. Aus hochmineralisierten Lösungen kristallisiert Schwerspat und schließt die Quarzkörner des umgebenden Sandes ein – ein Wachstum, das 25 Millionen Jahre dauert. Lothar Keil besitzt Tausende von geologischen Exponaten, darunter Dutzende von Sandrosen. Lebenslang wollte der Mittsiebziger wissen, »was die Welt im Innersten zusammenhält«, mit der Schippe und Schaufel erspürte der Mann die Erdgeschichte nördlich des Mains zwischen Vogelsberg und Taunus.

Der Naturschutz in der 13 Hektar großen Sandabbaufläche Rockenberg soll Tiere und Pflanzen auf Mager- und Heiderasen und im sumpfigen Flachwasser behüten. Nachzüchtungen der hochgradig gefährdeten Sumpfschildkröten aus dem Frankfurter Zoo wurden hier erfolgreich ausgewildert.

Die »Hölle von Rockenberg« darf zwar nicht betreten werden, ist aber von einem Aussichtspunkt aus einsehbar (www.rockenberg.de/natur-umwelt/)


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Sandrosenmuseum Lothar Keil

Jerusalemertor/Untertor

63654 Büdingen

www.buedingen.info

6 In der Stille liegt die Kraft
Altenstadt: Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal

Ich stehe auf einer Anhöhe in der südlichen Wetterau. In der Ferne brummt ein Traktor, in der Nähe ertönt Pferdegetrappel. In der Senke ruft Glockengeläut zu Vesper und Abendlob in die barocke Klosterkirche der Abtei Kloster Engelthal. Ein Tal, durch das Engel schweben, abgeschieden und doch mittendrin: 30 Kilometer nordöstlich des dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiets liegt seit 750 Jahren malerisch am Waldrand ein Frauenkloster. In der 1962 nach 159 Jahren Pause von Benediktinerinnen wiederbelebten Abtei Engelthal leben heute 16 Nonnen.

Neben Gebet, Gottesdienst und Fürbitte ist das oberste Lebensziel der Benediktinerinnen die Pflege der Gemeinschaft und der Gastfreundschaft. Ihren Unterhalt verdienen sie mit zwei Gästehäusern, in denen etwa 6.000 Besucher jährlich logieren. Jeder und jede, die für eine Weile der Rushhour des Lebens entkommen möchte, ist willkommen. Mit offenen Armen werden vor allem junge Frauen empfangen, die sich für die spirituelle Lebensweise der Benediktinerinnen interessieren.

In einer professionellen Werkstatt haben sich einige Nonnen darauf spezialisiert, Gemälde und Skulpturen zu restaurieren, vorrangig Objekte aus dem Mainzer Dom- und Diözesanmuseum. Eine wahre Fundgrube stellt die Buch- und Kunsthandlung gleich hinter dem Eingang zum Geviert der Klostergebäude dar. Dort gibt es keineswegs nur geistlich-geistigen Lesestoff, sondern auch Devotionalien, Kerzen, handgemachte Seifen, Keramik, Goldschmiedekunst, allerlei Teesorten, Dinkelkissen, Marmeladen, Wein, Ringelblumensalbe und sogar Honigbärchen.

Ein friedvoller Ort. Das war nicht immer so: Archäologen fanden in einer barocken Schuttgrube 800 Jahre alte Glasfensterscherben – Reste von Plünderung und Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg.

Für ihr modernes Ökologiekonzept erhielten die Nonnen den Umweltpreis des Bistums Mainz. Sie heizen mit Holzpellets, nutzen Regenwasser und Sonnenlicht, und ein »Maximum-Wächter« kappt schon mal den Strom.


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Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal

Klosterstraße 2

63674 Altenstadt

06047 96360

www.abtei-kloster-engelthal.de

7 Auf den Spuren der Oberwaldbahn
Altenstadt: Vulkanradweg ab Höchst

Eine der beschaulichsten Fahrradstrecken Hessens führt von Höchst an der Nidder in der Wetterau bis Schlitz im Vogelsberg: der 96 Kilometer lange Vulkanradweg. Wer der Trasse der ehemaligen Oberwaldbahn auf Feinasphalt folgt, trampelt an der Nidder entlang bis zum mit 585 Metern höchsten Punkt der Strecke in Hartmannshain. Doch keine Sorge: Steigung und Gefälle betragen lediglich bis zu drei Prozent, sind also bedingt schweißtreibend.

Nur 100 Jahre ist es her, dass Dampflokomotiven den Vogelsberg zum ersten Mal durchquerten und der Landbevölkerung das Tor zur weiten Welt öffneten. Das Großherzogtum Hessen war spät dran mit Anschlüssen an das Eisenbahnnetz. Immerhin wurde die Kreisstadt Lauterbach 1870 an die Bahnstrecke Gießen–Fulda angebunden. Auch die befestigte Staatsstraße für Kutschen von Lauterbach nach Friedberg, die heutige Bundesstraße 275, war erst 13 Jahre zuvor vollendet worden.

Erst ab 1906 konnte man lückenlos auf Schienen von Lauterbach bis Stockheim mit Anschluss nach Bad Vilbel und Frankfurt fahren – damals noch mit einer vierten (Steh-)Klasse versehen, die 1928 abgeschafft wurde. Die höchste Ausnutzung verzeichnete die Eisenbahn in den 1930er-Jahren, als nicht nur Berufspendler und Schüler unterwegs waren, sondern erstmals auch Wandergruppen des Vogelsberger Höhen-Clubs – die Geburtsstunde des Vogelsbergtourismus. Später wurden Dieselloks und Schienenbusse eingesetzt, allerdings war es bald vorbei mit der fast flächendeckenden Reiseseligkeit auf Schienen. Die Bahn machte im Vogelsberg Minus und stellte den Personenverkehr 1975 ein, den Gütertransport 1994. Der Vulkanradweg entstand in den Jahren zwischen 2000 und 2007. An den Wochenenden von Mai bis Oktober picken Busse auf sechs Vulkan-Express-Linien Radfahrer auf.

Teilstrecken des Vulkanradwegs eignen sich auch für Inliner. Die Abfahrt von Hartmannshain nach Gedern (neun Kilometer) ist die bei Longboardern populärste »schiefe Bahn« Deutschlands.


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Vulkanradweg

Startpunkt: Bahnhof Altenstadt-Höchst

Bahnhofstraße 19

63674 Altenstadt-Höchst

www.vulkanradweg.de

Gemeindeverwaltung Altenstadt

Frankfurter Straße 11

63674 Altenstadt

06047 80000

www.altenstadt.de

8 Keltenfürst mit Blattkrone
Glauburg: Keltenwelt am Glauberg

Es war eine Sensation in der archäologischen Szene: Das Foto der 1,86 Meter hohen, 2.500 Jahre alten Sandsteinfigur ging 1994 um die Welt. Eine fast intakte eisenzeitliche Skulptur! Nur die Füße fehlen dem Keltenherrscher mit der eigenartigen Kopfbedeckung – eine Blattkrone, sagen die Fachleute. In Europa hat man nichts Vergleichbares entdeckt. Auf die Wetterauer Menschen übte der seit der Jungsteinzeit (4.500 Jahre v. Chr.) besiedelte Glauberg immer schon eine besondere Faszination aus. Deshalb verwundert es nicht, dass man in der Region dafür kämpfte, den aus seinem Grabhügel befreiten Keltenfürsten und weitere Sandstein-Fragmente aus den Restaurationswerkstätten und Labors zurückzubekommen. Zum Schatz gehörten außerdem Gold- und Korallenschmuck, bronzene Accessoires, Waffen und gut erhaltene organische Stoffe aus Leder, Textilien und Holz. Eine Röhrenkanne mit einem fantasievoll ziselierten Deckel offenbart die hohe Handwerkskunst der ansonsten bäuerlichen Keltenkultur.

An musealen Bewerbern zur Beherbergung des Keltenschatzes fehlte es nicht. Schließlich besann sich die hessische Landesregierung: Der Keltenfürst kehrte heim, und es entstand ein gigantisches Museumsprojekt, verbunden mit einem eisenzeitlichen Forschungszentrum. Der mehrfach preisgekrönte quaderförmige Guckkastenbau, der wie ein geducktes Riesentier vorsichtig aus dem Berg herauszukriechen scheint, verfügt über ein gebäudebreites Panoramafenster. Von hier aus blickt man auf den rekonstruierten Grabhügel Nummer eins, den frei zugänglichen Archäologischen Park und die selbst an einem nieselgrauen Novembertag faszinierende Wetterau-Landschaft mit aufsteigenden Nebelschwaden, hinter denen eine blasse Sonne sich kaum bemerkbar macht.

Der Glauberg ist ein bedeutendes Ausflugsziel in der Region. Vom Bahnhof in Glauburg aus führen Rad- und Fußwege auf den »heiligen Berg« der Kelten.


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Keltenwelt am Glauberg

Am Glauberg 1

63695 Glauburg

06041 823300

www.keltenwelt-glauberg.de

9 Die Pechnase hat ausgedient
Ortenberg: Evangelische Marienkirche

Das mittelalterliche Städtchen Ortenberg im Niddertal strebt nach Höherem. Nicht dass der Wetterauer Ort besonders hoch läge, aber seine Gassen schmiegen sich in Südhanglage an eine Basaltkuppe. Auf deren Gipfel recken sich drei Türme gen Himmel: der Turm der gotischen Hallenkirche mit vier Giebeln, die Oberpforte – Eckpfeiler der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert – und der runde neuzeitliche Eckturm des Schlosses. Auf der inneren, der Altstadt zugewandten, Seite klafft der Torbau mauerfrei und erinnert an eine Guckkastenbühne. Ursprünglich war er mit Fachwerk und später mit Lehmwänden und Bohlen verkleidet. Außen klebt unterhalb des Daches ein kleiner Balkon, der keineswegs der schönen Aussicht dienen sollte. Diese »Pechnase« ist nach unten offen und bezeugt die Wehrhaftigkeit des Bauwerks.

Der Kirchturm trägt einen der ältesten Turmdachstühle in Deutschland, auf 1368 datiert. In einem Seitenschiff der Evangelischen Marienkirche befindet sich eine Kopie des prächtigen Ortenberger Altars, des dreiflügeligen Kunstwerks Heilige Sippe von 1430, dessen Original im Landesmuseum Darmstadt aufbewahrt wird. Der Mittelteil des Altars zeigt Die Jungfrau Maria inmitten ihrer Verwandten, ein schimmernder Anblick in Blattgold und Blattsilber. Hat man sich sattgesehen, lohnt ein Augenaufschlag zur Gewölbedecke, die mit freigelegten und fein restaurierten Blumenornamenten verziert ist. Diese »Marienkräuter« inspirierten Ortenberger Pflanzenfans vor einigen Jahren, an der Kirchenmauer einen Marienkräutergarten mit Heilpflanzen anzulegen und diese auf Schiefertäfelchen zu bezeichnen.

Auch nachts blicken die Ortenberger gern nach oben: Die Stadtlaternen enthalten Scherenschnitte zur Stadtgeschichte von Albert Völkl.

Der Kalte Markt von Ortenberg mit etwa 400 Marktständen hat einen Ruf als größtes Volksfest Oberhessens. Seit dem 13. Jahrhundert deckt man sich darauf Ende Oktober mit Vorräten für den Winter ein.


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Evang. Marienkirche

Schlossplatz 2

63683 Ortenberg

06046 800019

www.ortenberg.net

10 Hessische Hurdy-Gurdy-Girls
Ortenberg: Musikinstrumenten-Museum Lißberg

Das kleine, aus allen Nähten platzende Museum für Musikinstrumente in einer Sackgasse zu Füßen der Burg Lißberg im gleichnamigen Dorf zeigt die weltgrößte Schau von Drehleiern und Dudelsäcken. Großspender dieses musealen Hotspots mit 2.200 seltenen und originellen Exponaten ist der Frankfurter Grafikdesigner und Drehleierbauer Kurt Reichmann. Aus seiner Schatzkiste stammt ein Großteil der Instrumente, zu denen Raritäten wie ein Nürnberger Geigenwerk, eine Dulzaina (altspanische Oboe), zwei äußerst seltene Orgelleiern und ein Bassanello (venezianische Schalmeienart) gehören sowie zahllose weitere Blasinstrumente aus vielen Kulturen.

Mit der Drehleier, einem populären alten Streichinstrument, nicht zu verwechseln mit einem Leierkasten, ist die tragische Geschichte der hessischen »Hurdy-Gurdy-Girls« verbunden. In den bitterkalten 1820er-Jahren verlegten sich arme Familien in Wetterau, Vogelsberg, Taunus und Westerwald darauf, Fliegenwedel aus Holzspänen herzustellen, die im Sommer von Hausierern verkauft wurden. Diese Landgänger unterhielten die Bevölkerung auch musikalisch. Oft wurden sie von sehr jungen Mädchen begleitet, die Drehleier spielten und tanzten. Bald schon zogen Seelenverkäufer auf der Suche nach 13-Jährigen von Dorf zu Dorf, häufig ließen die Eltern sie gehen – eine Esserin weniger am Familientisch war Lohn genug. Viele Mädchen landeten in Londoner Animierbars und Bordellen, manche gelangten nach Übersee bis in die Saloons der kalifornischen Goldgräberstädte. »Hurdy-Gurdy-Girls« hießen sie nach der englischen Bezeichnung für Drehleiern. Einige wenige kehrten als zwar »gefallene«, aber wohlhabende Frauen in die Heimat zurück. Der Exodus der Drehleiermädchen hielt trotz der Verbote durch hessische und nassauische Behörden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts an.

Über Pfingsten oder Himmelfahrt treffen sich Freunde der Drehleiermusik zu den Lißberger Leiertagen mit Vorstellungen und Kursen für Anfänger und Fortgeschrittene (www.die-drehleier.de).


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Musikinstrumenten-

Museum Lißberg

(April–Oktober)

Schlossgasse (zwischen Kirche und Burg)

63683 Ortenberg-Lißberg

06046 9584968

www.museum-lissberg.de

11 Tonnenschweres künstlerisches Erbe
Hirzenhain: Kunstgussmuseum

Hugo Buderus, 1841 im Wetteraudorf Hirzenhain an der Schwelle zum Vogelsberg geboren, dort 1907 gestorben, liebte seine Heimat und ihre Bodenschätze. Bereits 1679 hatten seine Vorfahren als Erbpächter von Graf Ludwig-Christian zu Stolberg-Gedern die ersten Hochöfen an der Hirzenhainer Waldschmiede betrieben. Der kaufmännisch ausgebildete Sprössling der vierten Unternehmergeneration studierte in Darmstadt Maschinenbau und Gießereiwesen. Ihn faszinierte in besonderer Weise die Gießereitechnik, und da das in Hirzenhain verhüttete Eisenerz sehr phosphorhaltig war und sich eher für Guss als für Stahlproduktion eignete, trennte sich Buderus von dem Buderus’schen Unternehmenszweig in Lollar bei Gießen und führte die Hirzenhainer Eisenwerke in Alleinregie weiter. Hier entstanden Kunstguss-Exponate, etwa reich ornamentierte Ofenplatten (beliebtestes Motiv: die Hochzeit zu Kana), eiserne Kreuze für Kriegsauszeichnungen sowie Statuetten von Tieren und Menschen, die im Biedermeier modern geworden waren und die Salons des Bürgertums zierten.

Seit Frühjahr 2017 allerdings bleiben die Schmelzöfen des Wetzlarer Nachfolgeunternehmens Bosch Thermotechnik in Hirzenhain kalt. Nach der Schließung der Fertigung hält nur noch das Kunstgussmuseum Hirzenhain die Eisenhüttentradition im Ort aufrecht. Es besitzt einen großen Schatz an kunsthistorisch wertvollen, bis zu 500 Jahre alten Kaminplatten, an kostbaren Öfen, an filigranem Eisenschmuck, Plastiken, Statuen, Büsten und Porträts. In den Souterrainräumen lagern Hunderte von Gusswerken, die mangels Platz gar nicht ausgestellt werden können.

Ob die Hirzenhainer ihr tonnenschweres Erbe erhalten können? Pläne für ein überregional repräsentatives Industriemuseum liegen offenbar in mehreren Schubladen, aber es wird auch viel gestritten darüber.

Von Schloss Gedern nach Hirzenhain und zurück führt der Rundwanderweg Eisenpfad Gedern (23 Kilometer). Am Wegesrand informieren zehn Tafeln über die Kulturgeschichte des Eisenerzabbaus.


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Kunstgussmuseum Hirzenhain

(März–November)

Nidderstraße 5

63697 Hirzenhain

06045 3940040

www.kunstguss-hirzenhain.de

12 Shabby und Chic, Vintage und Tinnef
Gedern: Altes Rentamt im Schloss Gedern

Man wähnt sich an der Pforte einer Traumwelt. Bereits beim Gang über die Brücke zum Torbogen zieht der Kunstgarten im Schlossgraben den Blick auf sich. Dann gelangt man zum Prinzessinnenbau. Dieser frühere Name des Alten Rentamtes von Schloss Gedern würde sehr gut zu der jetzigen Funktion des Gebäudes passen. Es handelt sich um einen lang gestreckten Verwaltungsbau von 1710, an dessen Fassade der Zahn der Zeit kräftig geknabbert hat. In dem Gemäuer und auf der Terrasse davor residiert ein vor Garten- und Wohnaccessoires überquellender Markt für Shabby-Chic-Artikel, ein Eldorado für Vintage-Fans, die lustvoll nach scheinbar oder tatsächlich abgenutztem »Tinnef« (Plunder) stöbern. Eine Steigerung dieser Leidenschaft kann man im Schlosshof am letzten Augustwochenende bei der Gartenmesse Erlebniswelten Schloss Gedern erleben.

Das Schloss Gedern, bis 1927 Residenz der Harzer Fürstenfamilie Stolberg-Wernigerode, drohte in den 1980er-Jahren zu verfallen. Heute beherbergt die »Wolframburg«, so der Spitzname des Nachfolgers einer mittelalterlichen Burg, das Gederner Rathaus. In einem Barockanbau befindet sich das Schlosshotel Gedern mit Restaurant und Sommerterrasse, im Torbogenhaus das Kulturhistorische Museum und das Tourismusbüro, in der ehemaligen Schmiede ein Infozentrum zur regionalen Wirtschaftsgeschichte. Im gepflegten Schlosspark wiegen schattenspendende alte Bäume ihre Kronen sanft im Wind.

Landschaftlich gehört Gedern zum Naturpark Hoher Vogelsberg, die Stadt entschied sich aber im Zuge der Gebietsreform von 1972 für den Wetteraukreis. Das hatte zur Folge, dass die kurz zuvor eingemeindeten Dörfer Burkhards, Kaulstoß und Sichenhausen es vorzogen, sich Schotten und dem Vogelsbergkreis anzuschließen, jedoch bis heute ihre Gederner Telefonvorwahl behielten.

Der 15 Hektar große Gederner See ist ein beliebtes Badegebiet mit einem großen Campingpark, in dem auch Mobilheime gemietet werden können (www.campingpark-gedern.de).


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Altes Rentamt

Schlossberg 11

63688 Gedern

06045 3871020

www.dasalterentamt.de

13 Bin so satt, mag kein Blatt
Schotten: Ziegenhof Bär in Burkhards

40 Weiße Deutsche Edelziegen halten Ludwig »Lucky« Bär und Anja Reifegerste auf ihrem Hof in Burkhards, zwei Dutzend neugeborene Zicklein pro Jahr nicht eingerechnet. Lucky, der früher im Südschwarzwald zu Hause war, tritt im Vogelsberg mit der Ziegenkutsche bei Kindergeburtstagen und Volksfesten auf, so etwa als Nikolaus beim »Nickelches Määrt«, und fährt Hochzeiter achtspännig zur Kirche.

Die Ziege ist neben dem Hund eines der ältesten Haustiere der Menschheit. Die knochigen Vierbeiner sind intelligent und anhänglich, wenn auch mäkelig, wie wir aus dem Grimm’schen Märchen Tischlein deck dich wissen. Die genügsamen Hornträger ernähren sich von Blättern, Gehölztrieben, Rinden, Gras und Kräutern. Kein Pfad ist ihnen zu schmal, kein Ast hängt ihnen zu hoch – um an diese heranzukommen, stellen sie sich auf die Hinterbeine; so mancher Strauch stirbt dadurch ab. Weil sie auch Büsche fressen, leiht der Landesbetrieb HessenForst sich gelegentlich Tiere vom Ziegenhof Bär und setzt sie zur Landschaftspflege verbuschter, magerer Flächen ein. Auch sonst sind Ziegen überaus nützlich, liefern Fleisch, Milch, Käse, Leder und manche Rassen auch Wolle. Das fett- und cholesterinarme Ziegenfleisch gilt Feinschmeckern als Delikatesse. In Deutschland galt die Ziege immer schon als »Kuh des kleinen Mannes«. Noch im 19. Jahrhundert dienten Arbeitsziegen als Zugtiere von Leiterwagen für Waren, Wasserbehälter oder Milchkannen. In wohlhabenden Kreisen spannte man Ziegen zum Vergnügen der Kinder an. Frankreich kennt um die 100 Ziegenkäsesorten, auch deutsche Käsetheken sind mit Frisch-, Weich- und Schnittkäse von Ziegen gut bestückt.

Herbsteiner Direktvermarkter züchten Burenziegen (www.vogelsberger-ziegen.de). Eine Liste von Milch- und Käseanbietern im Vogelsberg findet man unter: www.milchhessen.de.


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Ziegenhof Bär

Niddergrund 4

63679 Schotten-Burkhards

06045 3873002

www.ziegenhof-baer.de

14 Ein feste Burg ist euer Gotteshaus
Schotten: Evangelische Kirche in Wingershausen

Basalt ist das Urgestein des Vogelsbergs, des mit 60 Quadratkilometern größten Vulkangebiets Mitteleuropas – zehn Millionen Jahre aktiv, seit sieben Millionen beruhigt. Basalt begegnet man hier auf Schritt und Tritt, nicht nur bei Wanderungen im Naturpark Hoher Vogelsberg. Ebenso kennt und sieht man das schwärzliche Gestein als grobes Straßenpflaster, Trockenmauern und aufgeschichtete Mäuerchen neben Feldern, aus deren Untergrund sich fortwährend steinige Brocken ans Tageslicht hochschaffen, kaum sind die vorhandenen verlesen. Die meisten Steinbrüche, aus denen sich Dorfbewohner früher mit Baumaterial bedienten, sind heute verschüttet und vergessen, manche, wie am Grillplatz Hasenköppel bei Frischborn, umgenutzt. Ihre einstige Ausbeute wirkt stabilisierend als Sockel für Wohnhäuser und Mauern für Gutshöfe und Schlösser.

Ein einmaliges Juwel des regionalen Basaltbaus stellt die Evangelische Kirche in Wingershausen dar. Das wuchtige, 1904 im neugotischen Stil errichtete Gotteshaus mit Spitzbogenfenstern und einem spitz behelmten Turm ruht majestätisch auf einem Hügel mitten im Dorf. Der T-förmige Grundriss entspricht dem Vorgängerbau. Denn an dieser Stelle wurde vor gut 1.000 Jahren schon die erste Kirche durch einen Mainzer Erzbischof geweiht.

Das 360-Seelen-Dorf ist die älteste Siedlung der 15 Stadtteile von Schotten. So manch hoch gelegener Ort entstand auf dem harten Gestein ehemaliger Vulkanschlote. Dem Basalt, den ausgiebigen Niederschlägen und der häufigen Nebelfeuchte verdankt der Vogelsberg seinen Wasserreichtum, denn das versickernde Nass verrinnt oberhalb undurchlässiger Gesteinsschichten zu Quellen und Bächen. Das schwach besiedelte Vulkangebiet speichert eines der größten Wasserreservoirs in Deutschland und speist den Ballungsraum Rhein-Main mit Trinkwasser.

In der wohl kleinsten Schokokuss-Fabrik der Welt in Wingershausen entstehen 60 Schokokuss-Arten in Handarbeit. Werktäglicher Fabrikverkauf (www.keil-suesswaren.de).


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Evang. Kirche

Rangstraße

63679 Schotten-Wingershausen

06044 8219

www.dekanat-buedinger-land.de

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0+
Дата выхода на Литрес:
25 мая 2021
Объем:
237 стр. 179 иллюстраций
ISBN:
9783839263785
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